North Gate, Khwai Camp - Savuti Camp

27.9.

Nachdem wir den Aufbau von Joe’s Toyota mit Gurten festgebunden haben, damit der die Kühlbox nicht verliert, sind wir wieder früh unterwegs. Wir verlassen den Nationalpark und fahren auf der Piste Richtung Chobe  zum Savuti Camp.

 

Auf einem Baum sehe ich etwas, das nicht ganz zum Baum passt. Könnte das allenfalls ein Leopard sein? Wir kommen näher und tatsächlich, es ist ein Leopard. Kaum 20 Meter entfernt auf dem Baum ruht er sich aus und beobachtet uns. Unglaublich, wir waren schon so oft in Afrika auf der Pirsch und haben nie einen Leoparden gesehen und nun präsentiert er sich uns fast direkt über der Strasse. Leoparden sind sehr scheu und gehen den Menschen, wenn immer möglich, aus dem Weg. Deshalb sind auch die Bestände nicht so gefährdet wie die der Geparde, die weniger Angst vor Menschen haben.

 

In Savuti angekommen stellen wir uns auf den zugewiesenen Campingplatz. Kurz darauf kommt ein Schweizer Pärchen und fragt, ob sie neben uns abstellen dürften. Sie haben keinen Platz reserviert und müssten weiterfahren, wenn wir nicht das OK geben. Am Parkeingang wurde ihnen gesagt, dass hier auch Schweizer seien und wir vielleicht einverstanden wären mit ihnen den Platz zu teilen.Natürlich sind wir einverstanden. Es sind dann zwei Paare in zwei Hilux die neben uns parken. Es hat aber auch so genügend Platz und es entwickeln sich schnell interessante Gespräche.

 

Um 16 Uhr gehen wir nochmals auf die Pirsch. Ausgestattet mit einer Karte des Chobe NP versuchen wir ein Wasserloch zu finden, in der Hoffnung doch endlich auch mal Löwen zu sehen und nicht nur zu hören. Es stellt sich heraus, dass die am Gate abgegebene Panoramakarte ziemlich untauglich ist. Wir finden nach langem Suchen ein Wasserloch mit Wasser, die anderen die auf der Karte eingetragen sind, sind ausgetrocknet. Leider sind da auch keine Löwen weil das Loch von Elefanten in Beschlag genommen wurde. So sehen wir auch heute keine weiteren Grosskatzen mehr. Die Irrfahrt durch den Sand beenden wir glücklicherweise kurz vor Einnachten im Camp.

 

Wir plaudern noch etwas mit unseren Nachbarn, essen danach das zarte Rinderfiletsteak dazu Kartoffelmöckli angereichert mit Karotten. Natürlich fehlt auch ein Glas Wein nicht. Danach gibt‘s für die Frauen einen Amarulla und für die Herren einen Bourbon. In der Nacht hören wir wieder die Geräusche der Wildnis und am Morgen sehen wir Fussspuren von Hyänen im Sand neben unseren Fahrzeugen. Sand ist übrigens das Wahrzeichen von Savuti. Alle Standplätze sind sandig und für uns ist es der wohl hässlichste Platz bisher. Das einzig Positive daran sind die Toiletten und Duschen die recht sauber sind.

 

Savuti Camp - Kasane, Chobe Safari Lodge

28.9.

Unsere Nachbarn haben aus dem Reiseführer die gleichen Informationen, wie wir sie vor ein paar Tagen am Gate bekommen haben. Wir sollen die südliche Route nach Kasane fahren, weil bessere Pisten und ohne tiefen Sand. Um halb acht fahren wir los. Gemäss GPS gehts zunächst Richtung Maun, nach ca. 5 km müsste die Abzweigung links, nach Kasane kommen. Leider sehen wir erst nach rund 8 km eine Piste die links abzweigt. Wir folgen ihr, stellen aber bald fest, dass es irgendwie nicht stimmen kann. Glücklicherweise treffen wir auf einen Ranger und fragen nach der richtigen Abzweigung. Der ist sehr erstaunt, dass es eine südliche Route nach Kasane geben soll. Er meint, wir könnten es ja versuchen, aber er ist sicher, dass wir viel länger brauchen werden als angenommen. Zudem würden wir uns bestimmt ab und zu verfahren. Elefanten und deren ausgerissene und umgestürzten Bäume, würden das Ganze noch schwieriger machen. Wir drehen deshalb um, fahren zurück nach Savuti und nehmen nun doch die nördliche Sandpiste nach Kasane.

 

Kurz nach dem Camp kommen wir am Wasserloch vorbei, an dem gestern die Elefanten waren. Sie sind zwar immer noch da, aber direkt gegenüber, zwischen Piste und Wasserloch, liegen zwei Löwenmännchen die wohl darauf warten ans Wasser zu kommen. Elefanten kennen nichts, wenn sie da sind müssen alle anderen warten. Auch Löwen flössen ihnen kein Respekt ein. Will einer ans Wasser, drehen sie sich und schauen ihn an. Das reicht, die Löwen gehen zurück in Warteposition.

 

Am Ausgang des Nationalparks treffen wir unsere Schweizer wieder. Auch sie haben die gleichen Informationen von einem anderen Ranger erhalten wie wir und fahren nun mit uns auf der gleichen Piste nach Kasane. Wir kommen zügig voran und sehen auf dem Weg auch noch ein Rudel Wildhunde, die sich am Pistenrand sonnen. Die Tiere sind die besten Jäger in Afrika. Gut organisiert erlegen sie ihre einmal ausgemachte Beute, mit fast 100%iger Sicherheit. Leider wurden sie von Siedlern immer gejagt, so dass sie nun vom Aussterben bedroht sind.

 

Die Piste ist zwar tief sandig, aber mit der inzwischen erworbenen Fahrtechnik nicht sonderlich schwer zu befahren. Das gilt natürlich nur, wenn einem in der gleichen Fahrspur kein verrückter Tourist entgegen kommt. Wir stehen auf einer kleinen Anhöhe. Vor uns sehen wir kilometerweit unsere Piste. Eine Fahrspur und dazwischen so alle 500 Meter eine Ausbuchtung. Keine eigentliche Ausweichstelle, aber ein Platz, wo man im Notfall die Spur verlassen kann ohne gleich im Gebüsch zu landen. Ca. einen km vor uns sehen wir drei Fahrzeuge, die in gleicher Richtung unterwegs sind wie wir. Wir sehen auch, dass ein Fahrzeug entgegen kommt. Der Entgegenkommende muss uns gesehen haben, er lässt die Fahrzeuge vor uns passieren, fährt aber gleich danach an. Es war die letzte mögliche Ausbuchtung vor uns und nun fahren wir in der tiefsandigen Piste aufeinander zu. So ein Trottel, wie sollen wir aneinander vorbei kommen? Hundert Meter hinter mir fährt Joe und er wird die gleichen Probleme haben wie ich. Ich suche nach einer Möglichkeit die Piste zu verlassen. Der Sand ist so tief, dass man nicht zu steuern braucht, die Räder folgen einfach der Spur. Ich versuche aus der Spur ins Gebüsch zu lenken. Zunächst geht gar nichts, dann bei vollem Einschlag der Lenkung, schleudern wir aus der Spur ins Gebüsch. Es knirscht und kracht vorn, neben und unter dem Fahrzeug. Der Boden ist auch hier sandig und ich versuche trotz Gebüschen in Fahrt zu bleiben. Der Verrückte fährt locker auf der Spur vorbei. Wie kommt Joe da raus? Ich habe keine Zeit darüber nachzudenken. Durch weitere Büsche schleudere ich zurück auf die Piste und habe erst jetzt Zeit in den Rückspiegel zu schauen. Ich sehe noch, wie die beiden Fahrzeuge kreuzen, jeder mit einem Rad in der Piste, das andere auf der Böschung. Die Aufbauten schrammen um eine Handbreite aneinander vorbei. Gerade mal gutgegangen! Das war die erste und hoffentlich letzte gefährliche Situation auf unserer Reise. Nach ungefähr 100 km auf Sand erreichen wir die Teerstrasse nach Kasane und fahren die langweilige, gerade Strasse durch den Chobe Nationalpark zu unserer Lodge.

 

Nach dem Einchecken geniessen wir die Dusche im schön eingerichteten und sauberen  Zimmer. Wir freuen uns darauf mal wieder bei angenehmer Temperatur in einem richtigen Bett zu schlafen. Bevor wir das Zimmer verlassen, stellen wir deshalb die Klimaanlage auf 18 Grad ein. Vor dem Nachtessen gehen wir noch schnell zum Bankomat. Daraus wird leider nichts, es sind nur zwei Geräte in Betrieb und davor stehen mindestens je 20 Personen. Wir verzichten auf Geld und werden es morgen wieder versuchen.

 

Die Chobe Safari Lodge ist eine wirklich schöne Unterkunft mit viel Grün und vielen Tieren. Neben Warzenschweinen, Mungos und Antilopen sind aber leider auch Babuns (Paviane) Mitbewohner der Anlage. Wie immer sind sie sehr frech und wollen uns ständig beklauen. Im und um das Restaurant sorgt ein mit Steinschleuder bewaffneter Wächter für Ordnung. Auf dem Weg zum Bungalow steht uns ein Riesenkerl im Weg. Er machte keine Anstalten uns vorbei zu lassen und fletschte sogar die Zähne. Ein Sicherheitsmitarbeiter der Lodge kommt zum Glück gerade hinzu und verjagt den aufsässigen Kerl durch drohen mit seinem Schlagstock.

 

Am Abend essen wir im auf der grossen Terrasse der Lodge. Es gibt ein Buffet mit vielen schönen Köstlichkeiten. Leider sind da auch Tour Touristen aus allen Herrenländern, die organisiert das Okavangodelta bereisen. Es gibt wohl kaum etwas das mich mehr aufregt, als wenn ich mich durch eine Menschenmenge wühlen muss, um an das Essen zu kommen. Da stehen sie und überlegen stundenlang, so scheint es mir, was sie aus den schön zusammengestellten Speisen herauszupfen könnten. Wie es scheint, ist das für viele eine Entscheidung fürs Leben. Dann wird das auch noch mit dem Nachbar diskutiert und wenn sie sich dann für etwas entschieden haben, sieht der Teller aus wie eine chinesische Transportrikscha und das Buffet  sieht aus wie nach der letzten Silvesterparty morgens um 4. Dass man zwei-, oder sogar mehrmals gehen könnte fällt vielen nicht ein. Ich habe schon mal gesehen, dass von der Vorspeise über den Hauptgang bis hin zum Dessert, alles auf dem Teller war. Wie dem auch sei, ich gehe nicht hungrig, aber mit dem Vorsatz ins Bett, morgen im bedienten Restaurant zu Essen, koste es was es wolle. Im Zimmer, das jetzt gefühlt eisig kalt ist, drehen wir die Kühlanlage ab und verkriechen uns unter die warme Decke.

 

29. / 30.9.

Es geht doch nichts über ein schönes, weiches Bett, in einem angenehm kühlen Zimmer. Wir haben sehr gut geschlafen und sind motiviert, die anstehenden Einkäufe und die Probleme mit den Fahrzeugen anzugehen. Ich telefoniere wieder mal mit Bushlore und erkläre ihnen, dass meine Kühlbox den Geist ganz aufgegeben hat und dass sich bei Joe’s Auto der Aufbau nun wirklich verabschieden will. Wir haben bereits Gurten montiert, die den Deckel zum Raum für die Kühlbox zusammenhalten. Sie versprechen mir, dass ein Mechaniker in einer halben Stunde vorbei kommen wird. Aus der halben Stunde werden dann zwei Stunden, aber immerhin er kommt, schaut sich das Ganze an und verspricht morgen früh mit den nötigen Werkzeugen wieder zu kommen und die Probleme zu beheben. Unter früh verstehen wir eigentlich so um acht. Er kommt aber erst gegen Mittag und bringt noch einen Kollegen mit, der die Werkzeugtasche trägt. Nachdem er zwei Schrauben festgezogen hat, wollen sie wieder gehen. Joe und ich schauen dann nochmal nach und finden weitere sechs Schrauben die genauso lose sind. Diesmal wird es komplizierter. Die Schrauben sind zwar von aussen gut zu erreichen, die Muttern innen sind aber irgendwo unter verschieden Gerätschaften und Ablagen versteckt und fast unzugänglich. Nach einiger Zeit ist es geschafft. Mit unglaublichen Verrenkungen, die ich dem etwas bulligen Mechaniker, gar nicht zugetraut hätte, sind alle Schrauben fest angezogen.

 

Für meine Kühlbox hat er am Abend zuvor eine neue Autobatterie gebracht, da die, die ich in Serowe gekauft hatte, die Falsche sei. Für mich zwar unverständlich, da beide Batterien die gleiche Grösse und Kapazität haben. Nach einer Nacht und einigen km fahren, habe ich nun aber wieder das gleiche Problem und diesmal tut er das, was ich ihm schon gestern geraten habe, er holt eine neue Kühlbox. Ich hoffe, dass mit neuer Batterie und neuer Kühlbox nun alles wieder funktioniert.

 

Im Restaurant treffen wir unsere Schweizer Reisbekanntschaft von Savuti. Sie wohnen auf dem Campingplatz der Chobe Lodge. Wie wir im Camp in Savuti erfahren hatten, sind die Eltern zusammen mit Sohn und Freundin in zwei Fahrzeugen unterwegs. Sie fahren zumindest teilweise die gleiche Strecke wie wir. So ist es nicht verwunderlich, dass man sich ab und zu vermeintlich endgültig verabschiedet und dann doch plötzlich wieder irgendwo zufällig aufeinander trifft. Es sind sehr nette Leute und wir geniessen den kurzweiligen und unterhaltsamen Abend, umso mehr als alles rund herum auch stimmt. Wir werden mit einem sehr guten Essen, einem schönen Wein in gemütlicher Atmosphäre und mit aufmerksamer Bedienung verwöhnt. Die Überraschung beim Bezahlen, es kostet gleichviel wie gestern das Buffet in der „Massenabfertigung“