5.10.
Wir bezahlen und machen uns nach dem Frühstück auf den langen Weg Richtung Südafrika. Es war sehr schön hier und die Preise so ganz anders als auf der anderen Seite des Deltas. Der Bungalow hat pro Nacht nur Fr. 110.- gekostet. Auf der anderen Seite sind Preise von 600 – 1‘000 Fr. pro Person und Nacht die Regel. Glücklicherweise stehen auch heute keine Elefanten im Weg und wir schaffen die 10 km zur Hauptstrasse problemlos. Da angekommen muss wieder Druck in die Reifen. Eine Polizeipatrouille fährt vorbei, dann halten sie an und kommen zurück. Wir grüssen sehr freundlich (man weiss ja nie) und sie grüssen uns genauso freundlich zurück. Sie fragen uns ob wir Probleme hätten und ob sie uns helfen könnten. Ich verneine und erkläre ihnen, was wir tun. Sei wünschen uns weiterhin gute Fahrt und verabschieden sich.
Die Reifen haben nach einer halben Stunde wieder den richtigen Druck für Teerstrasse und wir fahren die rund 400 km zum Ghanzi Trail Blazers, eine Lodge und Campinplatz kurz nach dem Ort Ghanzi. Es ist die letzte Station vor der Kalahari und der Begin der Trans Kalahari Road. Es ist keine spektakuläre Fahrt und wir haben es kurz nach Mittag geschafft. Hier stehen einig Bungalows und daneben der Campingplatz. Es ist sehr heiss und da wir absolut keine Lust mehr haben im Auto zu schlafen, mieten wir uns da ein. Die Bungalows sind einfach eingerichtet, sauber und die Betten scheinen auch bequem zu sein. Toilette und Dusche sind in einem, oben offenen Abteil ausserhalb des Bungalows untergebracht. Was heute Abend so angenehm erfrischend ist, wird morgen früh wohl sehr, sehr erfrischend sein. In dieser JahreszeiIn fallen in der Kalahari die Temperaturen nachts so auf 10 Grad.
Am späteren Nachmittag sind wir dabei unsere Vorräte zusammen zu legen und alles was wir nicht mehr nach Hause mitnehmen wollen auszuscheiden. Da kommt ein Stammesmitglied der Sun und fragt uns, ob wir an einem Bushwalk teilnehmen möchten. Da wir sowas schon in Namibia gemacht haben, verzichten wir darauf, fragen ihn aber, ob er die Sachen, die wir nicht mehr brauchen, haben möchte. Er ist sehr erfreut und will nach dem Walk vorbeikommen und sie abholen. Er kommt dann auch später mit seiner kleinen Tochter und freut sich riesig über das was sie alles bekommen. Die Kleine darf sich Schulhefte und Farbstifte aussuchen, die sie behalten darf. Er erhält von Joe ein Schweizer Taschenmesser mit vielen Klingen und Werkzeugen. Das rührt in fast zu Tränen und stolz montiert er es sofort am Gürtel. Die restlichen Sachen wird er, wie er sagt, im Dorf der Sun verteilen.
6.10.
Die letzte grosse Etappe steht auf dem Programm. Wir haben uns entschieden keinen weiteren Stop mehr in Botswana zu machen und stattdessen zwei Nächte in Johannesburg zu bleiben. Es sind demzufolge etwas mehr als 700 km die wir heute abspulen müssen. Der Trans Kalahari Highway ist eine ewig lange Strasse quer durch die Steppe. Es gibt keine Ortschaften für hunderte Kilometer und der grösste Teil ist schnurgerade. Schlafen darf man aber beim Fahren nicht, im Gegenteil höchste Aufmerksamkeit ist gefordert. Immer wieder sind Pferde, Esel, Ziegen oder Springböcke am Strassenrand und die kümmern sich nicht darum, ob ein Auto kommt, wenn sie die Strasse überqueren wollen. Viel Verkehr hat es hier nicht, wir überholen und kreuzen vor allem riesige Lastwagenzüge, fast wie in Australien. Der Trans Kalahari Highway wurde erst 1998 fertiggestellt. Davor war die Strecke die wir jetzt befahren eine Sandpiste und man brauchte Tage um die Steppe zu durchqueren. Wir fahren den ganzen Tag mit kleinen Unterbrüchen für Fahrerwechsel und kleine Pausen. Man hat auch gar keine Lust auszusteigen, draussen ist es wieder mal 42 Grad, die das Thermometer anzeigt und im Fahrzeug, dank Klimaanlage nur 30 Grad. Nach 6 Stunden Fahrt sind wir an der Grenz zu Südafrika, erledigen die Formalitäten und steuern dann die nächste Ortschaft an um uns eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Wir finden in Zeerust das Guesthouse Sha-henné’s, trinken ein Bier und freuen uns auf ein saftiges Steak (es soll nach Aussage des Wirts das Beste in ganz Südafrika sein) und danach auf die Wohlverdiente Bettruhe. Wir sind uns immer noch den Tagesablauf der Hühner gewohnt und gehen deshalb nach dem Essen bald in die Heia. Ich vermute, der Wirt und der Koch haben Zeerust wohl noch nie verlassen, sonst wüssten sie, dass es Restaurants gibt, in denen man ein Steak auch ohne sportliche Leistung schneiden und essen kann.
7.10.
Nach dem Frühstück kommt die nun wirklich letzte Etappe. Wir fahren die rund 260 km nach Johannesburg auf Haupt und Nebenstrassen. Die Landschaft ist hügelig mit vielen Bauernhöfen, fast wie im Berner Seeland, nur scheinen die Anwesen viel grösser zu sein. Schon viele km vor Joburg beginnt die Stadt und wir haben das Gefühl schon bald mitten drin zu sein. Dem ist aber nicht so und es dauert noch eine ganze Weile, bis wir im Guesthouse Glendower View unser Quartier für zwei Nächte beziehen können. Es ist eine schöne und ruhige Unterkunft, direkt am Golfplatz Glendower. In der Nähe ist das Restaurant Mosambik das von einem Portugiesen geführt wird. Es ist nur ein paar hundert Meter entfernt, doch die Vermieterin des Guesthouses besteht darauf, dass wir mit dem Taxi hin und zurück fahren, da es viel zu gefährlich sein zu Fuss zu gehen. Das Essen da ist ausgezeichnet und wir beschliessen morgen wieder hier zu sein.
8.10.
Wir laden alles aus dem Auto aus und packen unsere Koffer. Beni freut sich jetzt schon auf die Wäsche zu Hause. Der Duft der ihr da aus dem Koffer entgegen schlagen wird, wird bestimmt verschiedene Erinnerung an die Reise wecken. Um 11 Uhr fahren wir zu Bushlor und geben die Fahrzeuge zurück. Es ist alles OK, wir haben keine zusätzliche Beulen gemacht und sind (was das wichtigste ist) gesund und wohlbehalten zurück. Keine Selbstverständlichkeit nach 4‘500 km, zum grossen Teil in unwegsamen Gelände, auf Sand- und Schotterpisten.
Nach der Abgabe der Fahrzeuge organisieren wir für den Nachmittag eine Stadtrundfahrt. Das Taxi bringt uns zur Station der roten Touristenbusse die in Joburg ihre Runden drehen. Es ist eine interessante Fahrt und wir erfahren so einiges über diese riesige Stadt, die eigentlich nie geplant war. Aus einem Golgräbercamp ist sie in in etwas mehr als 100 Jahren ziemlich unkontrolliert gewachsen. Wasser gab es nie genug und damit die Stadt trotzdem versorgt werden konnte, wurde eine Wasserleitung erstellt, die das erforderlich Nass aus über 300 km aus den Bergen hierher leitet. Kein einfaches Unterfangen, liegt doch Joburg auf rund 1‘600 müM.
9.10.
Da wir um 10 Uhr aus den Zimmern müssen, setzen wir uns auf die Gartenterrasse und spielen Karten. Der Flug geht erst um 19 Uhr und das wird doch etwas lang. Bereits um 15 Uhr kommt das Taxi und bringt uns zum Flughafen wo wir die Warterei fortsetzen. Endlich können wir einchecken und in südafrikanischer Manier in die Schlange stehen bis der Flieger geht. Sitzplätze hat es am Gate nur ein paar, der Rest muss in Reih und Glied in der Schlange warten. Wehe einer bricht aus der Kolonne aus, dann werden die Beamten richtig energisch. Es ist noch genauso wie vor acht Jahren und wir können nicht verstehen wieso es hier so schwierig ist, ein normales Gate, wie auf allen anderen Flughäfen, zu betreiben. Endlich können wir einsteigen und uns für die lange Nacht im Sitzen vorbereiten.
Müde, aber mit vielen schönen Erinnerungen kommen wir am nächsten Morgen pünktlich in Zürich an.